Vorwort zur Neuausgabe des „Missel Vespéral Grégorien“ (2010)

CONGREGATIO DE CULTU DIVINO

ET DISCIPLINA SACRAMENTORUM

            Prot. 451/09/A

Rom, den 18. November 2009

VORWORT

Mit großer Freude segne ich die lobenswerte Initiative der Abtei Sainte-Madeleine, eine neue Ausgabe des berühmten Liber usualis [1] vorzulegen, das Missale-Vesperale in gregorianischer Choralnotierung, aktualisiert im Hinblick auf die Rubriken der außerordentlichen Form und mit allen notwendigen Übersetzungen versehen, um aus den Texten Nutzen zu ziehen. In der Tat, da nun das letzte vatikanische Konzil „im Gregorianischen Choral den eigentlichen Gesang der römischen Liturgie anerkennt“, der „den ersten Platz einnehmen muss“ (SC 116), ist es wichtig, dass für eine vollständige, bewusste und aktive Teilnahme an den liturgischen Feiern, wie sie aus der Natur der Liturgie selbst gefordert wird, die Gläubigen über die Mittel verfügen, die Ihnen erlauben, dieses Ziel wirkungsvoller zu erreichen.

So befindet sich diese Ausgabe, schon von der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei und anderen Kardinälen ermutigt, nicht nur in voller Übereinstimmung mit den Richtlinien der Kirche, sondern geht – indem die notwendigen Ergänzungen angeboten werden, auf dass dieses selbe Buch auch für die ordentliche Form des einen römischen Ritus benutzt werden kann – noch weiter im Sinne der Wünsche des Hl. Vaters Benedikt XVI., auf dass „sich die beiden gebräuchlichen Formen des römischen Ritus gegenseitig bereichern“, indem sie auf diese Weise dazu beitragen, dass „bei der Feier der Messe gemäß dem Missale von Paul VI. in stärkerer Weise als häufig bisher diese Sakralität zum Ausdruck kommt, die zahlreiche Menschen zum alten Ritus zieht“ [2].

Auch ist es in besonderer Weise willkommen, dass der offizielle Organismus des Hl. Stuhls im Dienst der Musica Sacra, die Consociatio Internationalis Musicae Sacrae, die Verantwortung und Herausgeberschaft dieser Veröffentlichung hat teilen wollen, die so wichtig für die Erneuerung der Liturgie im aktuellen Kontext ist.

In der Tat wird das einfache Faktum, eine Messe in lateinischer Sprache und im Gregorianischen Choral zu feiern, oft als rückwärtsgewandt und gegen das Konzil gerichtet empfunden; nun, wie ich es an anderer Stelle geschrieben habe, muss man „unbedingt aus dieser Dialektik aussteigen“. Mit dem Motu proprio Summorum pontificum „hat der Papst sich nicht einzig und allein darauf beschränken wollen, auf die richtigen Erwartungen der Gläubigen zu antworten, die sich – aus verschiedenen Gründen – an das liturgische Erbe gebunden fühlen, wie es der römische Ritus darstellt; es handelte sich auch in ganz besonderer Weise darum, den liturgischen Reichtum der Kirche allen Gläubigen zu eröffnen, indem man somit die Entdeckung von Schätzen des liturgischen Erbes der Kirche denjenigen möglich macht, die sie noch nicht kennen.“ [3]

In dieser Perspektive begrüße ich mit Dankbarkeit die Zusammenarbeit der Abtei von Solesmes bei diesem schönen Werk durch die Abtretung der notwendigen Rechte an die Abtei von Le Barroux, so dass zwei besonders um die Schönheit der Liturgie in der einen und in der anderen Form besorgte große Abteien gemeinsam die große Tradition des Benediktinerordens fortsetzen.

Indem ich dieser Edition des Liber usualis für das Wohl der Seelen und das Vorantreiben einer wirklichen liturgischen Erneuerung die größte Verbreitung wünsche, rufe ich auf alle, die dieses Buch nutzen, die Gnaden der Wahl und den Segen des dreimal heiligen Gottes herab.

+ Antonio, Card. Canizares Llovera,

Präfekt

[1] Anm. d. Herausgeber: Der Ausdruck „Liber usualis“ bezeichnet nicht eine spezifische Ausgabe des römischen Missale-Vesperale im Gregorianischen Choral, sondern will nichts anderes als eine generelle Bezeichnung sein; die in verschiedenen Ländern bekannteste oder andere Bezeichnungen, wie „die Nr. 800“ sind nicht gemeint.

[2] Cf. den Begleitbrief zum Motu proprio Summorum pontificum an die Bischöfe.

[3] Vorwort zu spanischen Ausgabe des Buches von Monsignore Nicola Bux, La Riforma di Benedetto XVI.